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Einmal rund um Griechenland

Verantwortlicher Autor: Teddy Meyers Griechenland, 13.06.2021, 11:53 Uhr
Nachricht/Bericht: +++ Reise & Tourismus +++ Bericht 10804x gelesen
Griechenland
Griechenland  Bild: Meyers

Griechenland [ENA] Geplant war nun ja eigentlich eine große Tour über 4 Monate durch Tschechien, die Slowakei, Polen, das Baltikum, Russland und Skandinavien, aber leider war dies zum jetzigen Zeitpunkt, durch Covid-19 und die extremen Grenzsperrungen für touristische Reisen nicht durchführbar.

So packte ich nun kurz entschlossen das Wohnmobil mit den nötigsten Dingen, schnappte mir meine zwei wichtigsten Weggefährten (Das herzallerliebste, mir angetraute Engelchen sowie meine ewig sturbockige Huskydame Leia) und ab geht es, rund um das griechische Festland und auf zwei der Ionischen Inseln, um das ganze nach etlichem Hörensagen endlich mal selbst zu begutachten.

Die Einreise erfolgt, wegen Corona, auf dem einzigen auf dem Landweg möglichen Grenzübergang, der Autobahn in Promachonas. Gleich nach dem Grenzübergang dann das erste Ärgernis - eine Mautstelle unmittelbar nach der Grenze und keine Möglichkeit die Autobahn vorher zu verlassen. Wir berappen also für das Wohnmobil und eine Strecke von gerade mal 20 Kilometer mit 5,00 Euro, fast Dreifache eines PKW und fahren sichtlich angefressen auf diesem teuer erkauften Weg weiter nach Kavala. Der Campingplatz dort ist leider geschlossen, so fahren wir weiter die Küste entlang nach unten und sind erstaunt über die Vielfalt der Vegetation hier. Der Standplatz wird nun ein Platz direkt am Meer und wir dürfen hier unseren ersten Sonnenuntergang genießen.

Unser erster Sonnenuntergang in Griechenland

Weiter geht es nun, die malerische Küste entlang und wir stellen fest, dass man hier extrem auf die Straße achten muß, da wir bereits auf den ersten paar Kilometern unseres Weges zwei Schildkröten, einem Igel und einer Schlange ausweichen mussten die ganz gemütlich die Straße querten. Auf der Karte sieht die Gegend hier wie der Dreizack des Poseidon aus und wir fahren diesen entlang.

Die Landschaft hier oben ist eher bergig und sehr stark bewaldet. Ein faszinierendes Farbenspiel ergibt sich durch die extrem dunklen Nadelbäume zwischen denen die Laubbäume mit ihren frisch austreibenden, hellgrünen Blättern hervorstechen, dazwischen immer wieder Bäume mit fast strichartigen Ästen welche mit pinkfarbenen Blüten das Bild zur Vollendung abrunden. Es geht bergauf und bergab, durch kleine verspielt wirkende Fischerdörfer und vorbei an tollen Buchten, welche durch die Steilküste jedoch leider unerreichbar sind.

Auf dem dritten Zacken des Poseidon ist die Vegetation nun plötzlich wieder ganz anders und man hat das Gefühl hier eher durch das Schwabenländle als durch Griechenland zu fahren. Hier etwa in der Hälfte auf der westlichen Seite, befindet sich der Possidi Beach eine extrem lange Landzunge die fast ausschließlich aus Sandstrand besteht und von der aus man bis hinüber zum Olymp sehen kann. Ein kleiner Leuchtturm in der Mitte rundet das Bild ab. Auch hier ist der Campingplatz geschlossen, so übernachten wir auf dem Parkplatz direkt beim Leuchtturm.

Wir verlassen den Dreizack auf der Straße durch Thessaloniki, eine typische Großstadt die nichts wirklich Sehenswertes aufweist, so begnügen wir uns hier nur mit einer kleinen Stadtrundfahrt und weiter geht es dann auch gleich, vorbei am Fuße des Olymp. Wir erhoffen einen Blick auf die größte Erhebung Griechenlands zu erhaschen, jedoch halten sich die Götter des Olymp von den Wolken bedeckt und möchten nicht von unseren neugierigen Blicken gestört werden. So geht es weiter zur Platamonas Burg deren Geschichte bis in die Bronzezeit zurück geht. Es lohnt sich ein Spaziergang um die Burg herum, von hier hat man einen herrlichen Ausblick auf die Meeresbuchten und auch noch einmal auf den Olymp.

Auf der Weiterfahrt nach Stormio entdecken wir plötzlich, mitten im Nichts in einem kleinen namenlosen Dorf, ein bunt bemaltes und mit Muscheln beklebtes Haus welches regelrecht zu einem kurzen Fotostopp aufforderte. Auch der Campingplatz in Stormio ist leider dauerhaft geschlossen sodass wir nach Nachfrage bei den Anwohnern einfach dkirekt im Ort am Strandparkplatz übernachten konnten.

Platamonas Burg
Haus im Nowhere
Haus im Nowhere

Nach einem kurzen Regenschauer in der vergangenen Nacht, führt uns der Tag heute bei strahlendem Sonnenschein ins Landesinnere, zu den Felsenklöstern von Meteora. Diese meist aus dem 14. Jahrhundert stammenden Klöster sind so auf die Felsen gebaut dass man regelrecht den Eindruck gewinnt sie wären mit diesen verschmolzen. Einige der Klöster können zwar auch besucht werden, wir wollen jedoch die Ruhe der Mönche nicht unnötig stören und belassen es daher bei der Besichtigung von außen. Beeindruckend sind hier oben auch die nicht bebauten Felsen, welche teils wie Skulpturen in den Berg gehauen wirken.

Entlang des Golf von Euböa und weiter am Golf von Petalioi entlang geht es auf einer weniger interessanten Strecke bis hinunter zum Myonischen Meer. Hier befindet sich das Kap Sounion mit der Ruine des Poseidontempel aus dem 5. Jahrhundert vor Christus. Von den Steilklippen des Kap hat man einen wundervollen Blick über die Buchten und das Kap selbst. Über die Westküste geht es wieder zurück nach oben, hier bieten sich einige Buchten für einen Stopp an um das klare, kühle Nass zu genießen.

Wir erreichen die Hafenstadt Piräus und sind regelrecht geplättet über die Vielzahl der hier im Hafen liegenden Fähren. Der Hafen selbst ist jedoch nicht sehr beeindruckend und wirkt eher wie ein Industriegebiet. Wir ziehen daher noch weiter bis nach Athen und nächtigen hier direkt am Fuß der Akropolis. Athen ist in jedem Fall eine Reise wert, wir beschränken uns jedoch auf das Wesentlichste sowie eine Stadtrundfahrt. Die Akropolis gehört natürlich in jedem Fall zu einen Besuch in Athen. Wenn man diese besucht, sollte man sich auch die Zeit nehmen, einen Spaziergang auf den Filopappou Hügel zu machen. von hier aus hat man direkt beim Philopapposmonument einen wunderbaren Blick auf die gesamte Akropolis.

Blick auf die Akropolis in Athen

Auf der Weiterfahrt zur Halbinsel Peloponnes überquert man den Kanal von Korinth welcher diese vom griechischen Festland trennt. Der Kanal wurde von 1881 bis 1893 über eine Länge von 6343 Metern an der Landenge von Korinth (Isthmus von Korinth) in das Gestein gegraben um den Schiffen eine Durchfahrt zu schaffen und diesen die 400 Kilometer lange Fahrt um die Peloponnes zu ersparen. Am Ende jeder der beiden Seiten befindet sich eine Brücke die sich nach unten in den 8 Meter Tiefen Kanal absenken lässt. Der Kanal ist ein beeindruckendes Bauwerk dass in jedem Fall einen Stopp wert ist.

Gleich nach Korinth geht es auf einen 575 Meter hohen Tafelberg, auf dem die Akrokorinth, eine Felsenburg aus dem 7. Jahrhundert vor Christus, erbaut wurde. Nicht nur die Ausmaße der Burg sind gewaltig sondern auch der gigantische Blick von dort oben. Auf dem weiteren Weg über Mykines nach Nafplio zur Festung Palamidi findet man noch etliche, aber weniger interessante Ausgrabungsstätten alter Dörfer, kleinerer Burgen und Klöster. Die Festung Palamidi (eine venezeanische Festungsanlage die 1686 erbaut wurde) ist durchaus wieder einen Besuch wert. Man kann diese von unten über eine steile Treppe direkt vom Ort aus erreichen oder man fährt die etwas aus dem Ort führende Serpentinen Straße nach oben zu einem kleinen Parkplatz vor dem Haupttor.

Akrokorinth
Festung Palamidi
Festung Palamidi

Die Peloponnes ist, gerade im Süden, extrem unerschlossen und in ihrer natürlichen Erscheinung. So gibt es hier nur wenige Straßen und eine Umrundung entlang der Küste nicht möglich. Wir schlängeln uns also ein Bergmassiv hinauf, vor dem sich mancher Schweizer Alpenpass verneigen würde. Oben angekommen geht es dann kilometerweit durch Olivenplantagen und von einer Olivenöl Fabrik zur Nächsten. Langsam Richtung Küste hinunter, wechseln die Plantagen dann von Oliven zu Orangen, dies ebenfalls so weit das Auge reicht. Am Valtaki Beach liegt das Dimitros Schiffswrack auf einer Sandbank und direkt hinter dem am Strand ein sehr schön gelegener Übernachtungs-Parkplatz mit einem Restaurant in dem man nicht sehr günstig aber gut essen kann.

Von hier aus kann man nun das Kap im wahrsten Sinne der Wortes “links liegen lassen”, indem man der Straße nach Arepoli durch die Berge folgt, oder man biegt bei Karvelas links ab und folgt wie wir, einer abenteuerlichen Straße an der Steilküste weiter in Richtung Süden. Je weiter wir nach unten kommen desto karger wird die Landschaft und auch die Orte werden immer kleiner. Es geht vorbei an zahlreichen Burgruinen und die Dörfer hier sind angepasst im gleichen Stil erbaut.

In Kokkinogia endet die Straße dann an einem kleinen Parkplatz. Ein paar Meter entfernt findet man das Todesorakel des Poseidon. Wenn man zum Südkap und zum Leuchtturm möchte, kann man dies von hier aus mit einem 45 minütigen Fußmarsch. Die Übernachtung wäre hier zwar möglich doch möchte ich dies aus Fairness gegenüber anderen Besuchern nicht empfehlen, da der Parkplatz sehr klein ist und man diesen dann unnötig lange belegen würde. Wir selbst fahren die Westküste wieder nach oben, genießen die schöne Landschaft nun auf einer breiteren und ausgebauteren Straße und übernachten dann am Strand von Kardamili.

Die Südspitze Griechenlands
Leuchtturm am Süd Kap
Todesorakel des Poseidon

Von Kardamili führt die Straße gleich wieder ein steiles Bergmassiv hinauf und es geht durch das Landesinnere, wieder vorbei an Burgruinen ohne Zahl. Beim Meligalas kann man nun entscheiden ob man der Straße weiter folgt oder ob man den knapp eine Stunde längeren Weg über die Küste wählt. Für uns ist die Entscheidung einfach, wir wählen die Küstenstraße mit den tollen Ausblicken anstatt nur stupide durch das Land zu brausen. Gegen Mittag erreichen wir dann das alte Olympia. Hier befindet sich die Ausgrabungsstätte einer antiken Großstadt mit Tempelanlagen, Wohnhäusern, Badeanlagen und einem Stadion. Eine sehr interessante Anlage, jedoch in keinster Weise mit anderen Ausgrabungsstätten zum Beispiel in der Türkei zu vergleichen.

Burgenstadt am Weg vom Süd Kap
Das antike Olympia
Das antike Olympia

Weiter geht es nach Kili, hier befindet sich ein altes Römerbad und es gibt eigentlich heiße Thermen, jedoch ist das ganze Anwesen bereits seit Jahren geschlossen und wie leider vieles hier in Griechenland nahe dem Zerfall. Kurz vor dem Fährhafen Kyllini befindet sich das Kastell Kastro dem man, sollte man noch nicht genug Burgen am Weg gesehen hat, auch noch einen kurzen Besuch abstatten kann.

Mit der Fähre geht es auf die Insel Zakynthos um den berühmtesten Strand von Griechenland, den “Shipwreck Beach” zu besuchen. Der Strand selbst ist nur über das Meer mit einem Boot zu erreichen was einem hier auf der Insel an jeder Ecke angeboten wird. Wir wollen aber den ultimativen Blick von der Steilküste herab erleben und nehmen daher den etwas erschwerlicheren Weg über die schmalen Straßen der Insel, werden dafür aber mit einem atemberaubendem Blick hinab auf die Bucht entlohnt. Da wir uns nun schon langsam an die engen, schlechten Straßen gewöhnt haben geht es gleich noch weiter zum Felsen von Karakonissi, zur Felsformation von Mizithres und den White Sand Mountains bis wir die Insel dann wieder verlassen.

Shipwreck Beach
Shipwreck Beach
Felsen von Karakonissi
Felsformation von Mizithres
Felsformation von Mizithres
White Sand Mountains
White Sand Mountains
Strand vor den White Sand Mountains

Vom Fährhafen aus geht es nun noch das letzte Stück auf der Peloponnes weiter bis zur Hafenstadt Patra wo wir diese nun wieder verlassen. Wir nehmen nicht die 20 Euro teure Rio-Andirrio-Brücke über den Golf von Korinth, sondern ganz gemütlich die nur halb so teure Fähre und genießen während der 20 Minütigen Überfahrt noch die Aussicht auf den Golf und die durchaus imposante Brücke. Weiter geht es auch hier wieder eine Steilküste entlang bis zur Insel Lefkada, die man über eine Brücke erreichen kann. Wir umrunden die Insel einmal komplett und wundern uns darüber was man hier eigentlich will, da es bis auf ein paar schöne Blicke auf einige Buchten nichts wirklich zu sehen gibt und auch die Strände nicht wirklich diese weite Reise lohnen.

Rio-Andirrio-Brücke
Küste auf Lefkada
Küste auf Lefkada

Eher enttäuscht zieht es uns also weiter, einmal um den Ambarkischen Golf herum bis nach Arta. Hier befindet sich die sagenumwobene Brücke von Arta, die bekannteste historische Brücke in Griechenland. Diese Bogenbrücke führt über den Arachthos und geht in ihrer heutigen Ansicht auf das Jahr 1612 zurück. Der Legende nach stürzte die Brücke über Nacht immer wieder ein und konnte erst fertig gestellt werden, nachdem der Baumeister seine erste Frau als Opfer in die Brücke einmauerte.

Brücke von Arta

Es geht weiter die Küste hinauf mit noch ein paar schönen Küsteneindrücken und wir verbringen unsere letzte Nacht in Griechenland kurz vor der Albanischen Grenze an einem einsamen Strand mit Blick auf die Lichter von Korfu. Die Ausreise stellt sich als schwieriger heraus als angenommen, da der Grenzübergang Qafe Bote den wir hierfür eigentlich geplant hatten zwar besetzt ist, hier jedoch niemand die Grenze passieren darf. So dürfen wir nun auf einem Umweg von 150 Kilometern noch drei weitere Stunden das Land genießen bis wir dann bei Ktismata Griechenland in Richtung Albanien verlassen.

Fazit: Das Festland von Griechenland ist ein wunderschönes Land welches reich an den verschiedensten Facetten und jeder Menge Kultur ist, jedoch für einen reinen Strandurlaub eher weniger zu empfehlen. Wer eine Mischung aus beidem sucht oder einfach nur die Ruhe in der Natur genießen möchte ist hier jedoch genau richtig.

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